Vor der "Crocus City Hall" in Krasnogorsk legen Menschen Blumen in Gedenken an die Opfer des Anschlages ab.

Nach Anschlag nahe Moskau Tag der Staatstrauer in Russland

Stand: 24.03.2024 15:43 Uhr

Russland hat nach dem folgenschwersten Anschlag seit gut 20 Jahren einen Tag der Staatstrauer eingelegt. Die Zahl der Todesopfer stieg inzwischen auf 137. Viele Verletzte schweben noch in Lebensgefahr.

Nach dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau mit mehr als 130 Toten hat Russland einen Tag der Trauer eingelegt. Veranstaltungen in Kultureinrichtungen seien abgesagt, Fernsehunterhaltung und Werbung ausgesetzt worden, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Gedenkposter mit einer Kerze ersetzten einige der großen Werbetafeln in Moskau. "Das ganze Land trauert mit den Menschen, die ihre Angehörigen bei dieser unmenschlichen Tragödie verloren haben", hieß es im staatlichen Fernsehsender Russia 24.

Menschen legten Blumen an einer provisorisch eingerichteten Gedenkstätte nahe der ausgebrannten Konzerthalle nieder. In Moskau standen Bürger im Regen in langen Warteschlangen, um Blut zu spenden. Im Ausland schlossen sich Serbien und Nicaragua mit eigenen Trauertagen dem Gedenken an.

Staatstrauer nach Terroranschlag bei Moskau

Ina Ruck, ARD Moskau, tagesschau, 24.03.2024 20:15 Uhr

Zahl der Todesopfer gestiegen

Die Zahl der Toten nach dem Terrorangriff stieg derweil auf 137. Unter ihnen seien auch drei Kinder, erklärte das russische Ermittlungskomitee. Die Identifizierung der Toten sei noch im Gange. Seit dem Angriff am Freitagabend seien 62 Leichen identifiziert worden. Viele Menschen in der Konzerthalle seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, hieß es.

Die meisten der mehr als 150 Verletzten seien noch im Krankenhaus - viele von ihnen schwebten in Lebensgefahr, sagte Vize-Ministerpräsidentin Tatjana Golikowa. Das Katastrophenschutzministerium veröffentlichte ein Video davon, wie schweres Gerät an der "Crocus City Hall" eintraf, um Trümmer zu räumen. Es war befürchtet worden, dass weitere Opfer noch unter den Trümmern der schwer beschädigten Konzerthalle in Krasnogorsk nordwestlich von Moskau gefunden werden könnten. Dies war jedoch bisher nicht der Fall.

Blick auf das abgebrannte Veranstaltungszentrum "Crocus City Hall" nahe Moskau.

Ein großer Teil der "Crocus City Hall" ist aufgrund des Anschlages ausgebrannt.

IS reklamiert Anschlag für sich

Bewaffnete waren vor Beginn eines Konzerts in die "Crocus City Hall" eingedrungen und hatten wahllos auf Besucher geschossen. Zudem legten sie Brände. Laut den Behörden kamen viele der Getöteten durch Rauchgasvergiftungen ums Leben. Die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) reklamierte den Anschlag für sich. Später veröffentlichte der IS ein mutmaßliches Video des Anschlags. Die eine Minute und 31 Sekunden lange Szene zeigt eine Nahaufnahme eines der Schützen, als er das Feuer auf mehrere Menschen in einer Konzerthalle eröffnet. Der IS-Propagandakanal Amak veröffentlichte zudem verpixelte Fotos, die die angeblichen Attentäter zeigen sollen.

Dennoch versucht Russlands Präsident Wladimir Putin offenbar, die Ukraine mit dem Anschlag in Verbindung zu bringen. Die russischen Behörden hätten unter anderem vier mutmaßliche Angreifer festgenommen, teilte Putin in einer Ansprache an die Nation mit. Sie seien auf der Flucht in die Ukraine gefangen genommen worden. Auf der ukrainischen Seite der Grenze sei ein Fluchtweg für sie vorbereitet gewesen. Beweise für seine Behauptung legte Putin nicht vor. Insgesamt sprach der Kreml von elf Festnahmen. Putin bestätigte mit seinen Äußerungen die Version seines Inlandsgeheimdienstes FSB, der zuvor erklärt hatte, die Angreifer hätten "Kontakte" in die Ukraine gehabt.

Die ukrainische Regierung bestritt dagegen eine Verwicklung in den Anschlag. Sie warf dem russischen Präsidenten und anderen Politikern vor, die Ukraine fälschlicherweise mit dem Anschlag in Verbindung zu bringen, um Unterstützung für den russischen Krieg in der Ukraine zu bekommen.

Aus US-Geheimdienstkreisen hieß es, es sei bestätigt worden, dass der afghanische Ableger des IS, der "Islamische Staat Provinz Khorasan" (ISPK) hinter dem Anschlag stecke. Dieser trage die "alleinige Verantwortung für diesen Anschlag", teilte eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Adrienne Watson, mit. "Es gab keinerlei ukrainische Beteiligung." Watson sagte, die USA hätten Anfang März Russland Informationen zu einem geplanten Terroranschlag in Moskau zukommen lassen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 24. März 2024 um 12:00 Uhr.